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Jana Frey
Autor*in
Jana Frey, in Düsseldorf geboren, fing schon in ihrer Kindheit an zu schreiben. Mit 18 Jahren zog sie zu Hause aus und war danach lange in Amerika und Neuseeland, bevor sie wieder nach Deutschland zog. Aber egal auf welcher Seite der Weltkugel – das Schreiben hat sie immer begleitet. Sie studierte Literatur und wurde freischaffende Autorin. Inzwischen hat sie über 100 Bücher für Kinder und Jugendliche geschrieben, die es in 22 Sprachen gibt, und war für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert..
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1. Wie sind Sie zum Schreiben gekommen?
Geschrieben habe ich eigentlich schon immer. Angefangen habe ich mit vier Jahren, nachdem ich mir selbst das Lesen und Schreiben beigebracht hatte. Noch heute hüten meine Eltern drei große Kisten, in denen sie meine allerersten "Werke" aufbewahren. An eine kann ich mich noch lebhaft erinnern. Ich schrieb sie als Erstklässlerin und sie trug den Titel "Der Kwatsch" (gemeint war natürlich "Der Quatsch"; aber damals nahm ich es altersbedingt noch nicht so genau mit der Rechtschreibung…!).
"Der Kwatsch" erzählte in 16 Bänden (mit Wollfäden zusammengebundene, gelochte Blätter mit einem selbstgemalten Titelbild) die Geschichte eines kleinen Jungen, der von Kopf bis Fuß blau zur Welt gekommen ist. Jede Woche las ich eine neue Fortsetzung der Geschichte vor und meine Klasse folgte dem Werdegang des "blauen Jungen" voller Spannung.
Damals sagte ich es zu Hause zum ersten Mal: "Mama, wenn ich groß bin, will ich Schriftstellerin werden!"
2. Gibt es so etwas wie einen Arbeitsalltag? Und wenn ja, wie sieht er aus?
Ich schreibe immer am Vormittag, wenn mein Mann auf der Arbeit und unsere Kinder in der Schule sind. Mein Ziel ist es, jeden Tag zehn Seiten zu schreiben. Nachmittags kümmere ich mich um meine Familie und, wenn ich es schaffe, auch um die umfangreiche Post, die mich von vielen eifrig lesenden Schülerinnen und Schülern erreicht.
3. Woher nehmen Sie ihre Ideen?
Meine Ideen für neue Geschichten begegnen mir überall in meinem Alltag. Manchmal sind es Erlebnisse meiner Kinder und deren Freunde, die mich inspirieren. Manchmal sind es die Schüler und Schülerinnen, die mir auf meinen vielen, spannenden Lesereisen begegnen. Aber auch ein schimpfender Nachbar oder lustige Erlebnisse im Wald (wenn wir mit unserer Dalmatinerhündin Luzie unterwegs sind) bringen mich auf immer neue Schreibideen. In meinem Kopf ist fast immer ein bunter Wirbel aus Gedanken, Erinnerungen, Träumen und Phantasien.
4. Wie viel Realität fließt in Ihre Texte mit ein? Haben Ihre Figuren z.B. reale Vorbilder?
Manchmal schreibe ich, wie ihr ja wisst, wahre Geschichten (zum Beispiel "Der verlorene Blick"). Diese Bücher handeln von Jugendlichen, die es wirklich gibt.
Wieder andere Geschichten sind ganz und gar frei erdacht (zum Beispiel "Prügelknabe"). In diesen Büchern lebt nur meine Phantasie. Es ist immer wieder ein neues, großes Abenteuer, so ein Buch zu schreiben. In "Prügelknabe" ist die Hauptfigur ein Junge namens Elias. Die Geschichte spielt im Jahre 1388, damals wütete in Deutschland eine schreckliche Krankheit: die Pest.
Elias erlebt schlimme Dinge und ist über weite Strecken der Handlung ganz auf sich selbst gestellt: mal verzweifelt und verzagt, mal voller Wut, mal laut und mal leise… Während ich dieses Buch schrieb, bin ich morgens mit Elias aufgewacht und abends mit ihm eingeschlafen. Sein Leben bestimmte über viele Stunden des Tages meine Gedanken. Ab und zu erwischte ich mich dabei, für einen Moment genauso verzagt oder wütend zu sein wie Elias, dessen Leben ich in meinen Computer eintippte.
Es war eine sehr spannende Zeit.
5. Welches Thema favorisieren Sie? Und warum?
Immer wieder ertappe ich mich dabei, über die Gefühle und Wünsche und Träume von Jugendlichen zu schreiben. Ob nun in meinen halbdokumentarischen Jugendbüchern wie "Luft zum Frühstück", in einem historischen Roman wie "Prügelknabe" oder in lustigen Geschichten wie "Das verrückte Klassenzimmer" - immer wieder tippen meine Finger fast ganz von alleine Geschichten über die Zeit der Pubertät und die damit verbundenen Gefühle: laute und leise und besorgte und selbstbewusste und zaghafte und vergnügte und selbstkritische und widerspenstige Gefühle.
Ich glaube, dieses Thema des "Erwachsenwerdens" mit all seinen Facetten hält mich deshalb so in seinem Bann, weil ich diese Zeit selbst als sehr anstrengend und aufregend und mitunter auch tieftraurig erlebt habe. Es war, da bin ich mir sicher, die schwerste Zeit in meinem bisherigen Leben. Und darum lässt sie mich gedanklich einfach nicht los.
6. Welches Buch würden Sie gerne schreiben?
Gerne würde ich einmal einen ganz und gar phantastischen Roman schreiben, einen Roman voller Mystik und Feen und Elfen und Zauber.
7. Was fasziniert Sie an Kinder- und Jugendliteratur? Was, glauben Sie, ist besonders beim Schreiben für Kinder und Jugendliche?
Ich glaube, ich schreibe deshalb so gerne für Kinder und Jugendliche, weil so junge Menschen noch voll so viel eigener Phantasie stecken. Sie können in ihrem Leben noch alles tun! Alles ist möglich! Darum schreibe ich so gerne für Kinder und Jugendliche.