© Hansi Oostinga
Milena Baisch
Autor*in
Milena Baisch wurde 1976 geboren und ist in Wuppertal aufgewachsen. Ihr erstes Kinderbuch schrieb sie 1995, seitdem hat sie zahlreiche Bücher vor allem fürs Erstlesealter veröffentlicht. In Berlin studierte sie an der Filmakademie Drehbuch. Seitdem schreibt sie neben Kinder- und Jugendbüchern auch Drehbücher für Fernsehserien, Filme und Hörspiele. Milena Baisch lebt in der Nähe von Berlin.
Mehr zu Milena Baisch unter www.milenabaisch.de
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1. Wie sind Sie zum Schreiben gekommen?
Als ich sechs Jahre alt war, konnte ich schlecht einschlafen. Eines Abends, im Sommer, bin ich im Nachthemd zu meiner Mutter gegangen, die noch auf der Terrasse saß. Wir haben in den Sternenhimmel geguckt und uns so lange Himmelgeschichten erzählt, bis ich endlich müde wurde. Kurze Zeit später hat meine Mutter ein Kinderbuch geschrieben. Das Buch hieß "Die kleine Wolke, die mal rennen wollte", und darin ging es um ein Mädchen namens Milena, das nicht einschlafen kann und sich mit seiner Mutter nachts auf der Terrasse Himmelgeschichten erzählt. Später hat meine Mutter noch mehr Bücher herausgegeben. Darin standen immer Geschichten über meine Geschwister und mich, die wir echt erlebt hatten. Und die Kinder in den Büchern hießen auch so wie wir. Mein wirkliches Leben und Kinderbücher - das war also schon immer irgendwie das gleiche...
2. Gibt es so etwas wie einen Arbeitsalltag? Und wenn ja, wie sieht er aus?
Ja, es gibt einen sehr geregelten Arbeitsalltag, und das Besondere daran ist, dass ich die strengen Regeln dauernd wieder ändere. Zur Zeit sieht es so aus, dass ich mir vormittags Geschichten ausdenke und sie aufschreibe. Mittags mache ich einen Spaziergang. Nachmittags erledige ich die ganze Organisationsarbeit: telefonieren, planen, besprechen, Texte ändern usw. Für einige Geschichten muss man auch recherchieren, mit Leuten reden oder Sachen lesen. Das mache ich auch nachmittags.
3. Woher nehmen Sie Ihre Ideen?
Ich habe auf meinem Kopf so einen kleinen Hubbel, wie eine kleine Beule. Und ich glaube, dass da mehrere tausend Geschichten drin gelagert sind.
Aber natürlich habe ich auch Augen und Ohren. Alles, was man erlebt, ist eine kleine oder große Geschichte. Jeder Mensch, den man trifft, ist voller Geschichten. Ich glaube, viele Leute merken gar nicht, dass ihr Leben mindestens so interessant ist wie das, was in Büchern oder Filmen passiert.
4. Wie viel Realität fließt in Ihre Texte mit ein? Haben Ihre Figuren z.B. reale Vorbilder?
Das ist unterschiedlich. Neulich habe ich eine Geschichte über eine Katze geschrieben. Die Katze in der Geschichte hatte alle persönlichen Eigenschaften von meiner echten Katze (sie beherrschte sogar den Sprung mit den hoch erhobenen Vorderpfoten!). Aber das, was in der Geschichte passiert ist, war trotzdem ausgedacht. Es gibt viele Gefühle, die ich selbst kenne oder die andere Leute mir schildern. Solche Gefühle nehme ich oft als Anlass, um eine Geschichte zu erfinden. Dann ist der Kern der Geschichte, nämlich das Gefühl, um das es geht, echt und wirklich und wahrhaftig. Aber das, was in der Geschichte an Handlung passiert, ist ausgedacht. Oder Teile davon hat mir jemand anders erzählt oder ich habe was in der Zeitung gelesen, und dann mische ich das alles zusammen - so, wie es am besten passt.
5. Welche Themen favorisieren Sie? Und warum?
Ein Thema, das oft vorkommt, ist Ungerechtigkeit. Darüber kann ich mich selbst sehr ärgern.
6. Welches Buch würden Sie gerne schreiben?
Das nächste. Wie schon gesagt, es gibt so viele Geschichten. Und man kommt gar nicht hinterher, die alle aufzuschreiben.
7. Was fasziniert Sie an Kinder- und Jugendliteratur? Was, glauben Sie, ist besonders beim Schreiben für Kinder und Jugendliche?
Es ist schon komisch. Kinder wollen gerne groß sein. Und Erwachsene wollen wieder Kind sein. Sie wollen nicht noch mal in die Schule gehen und das alles. Aber sie wollen gerne wieder dieses freie Gefühl haben, wenn man bis zum Sonnenuntergang auf der Straße Ball spielt oder wenn man sich auf Weihnachten freut oder wenn man sich eine Wiese runterrollt oder wenn man eine Geschichte erzählt bekommt. Es ist schön, nur an eine einzige Sache zu denken, anstatt an all die hundert Sorgen, die man als Erwachsener gleichzeitig im Kopf hat. Das Schreiben für Kinder ist ein bisschen so. Dann gibt es nur die Welt, in der die Geschichte spielt. Außerdem finde ich Kinder toll. Besonders, wenn sie ernst sind und besonders, wenn sie lustig sind.
Bei Jugendlichen ist es ein bisschen anders. Ich glaube, die haben mindestens hundert unbeantwortete Fragen im Kopf. Und da finde ich es schön zu versuchen, diese wirren, nicht immer fassbaren Fragen auszusprechen.