© Des Willie
Anthony Horowitz
Autor*in
Anthony Horowitz wurde 1956 in Middlesex, England geboren. An seine Schulzeit denkt er nur ungern zurück: mit acht Jahren wurde er von seinen Eltern in ein Internat geschickt. Die dort herrschenden strengen und brutalen Erziehungsmethoden ließen ihn in Geschichten Zuflucht suchen. Er begann, sich Geschichten auszudenken und erzählte diese auch seinen Mitschülern. Daran fand er Gefallen und fasste den Entschluss, Schriftsteller zu werden: Sein erstes Buch erschien 1979 in Großbritannien auf dem Markt. Anthony Horowitz schafft es die Erfahrungen seiner problematischen Kindheit dafür zu nutzen, sich neue Geschichten auszudenken und arbeitet nun als freier Autor. Er zählt im englischsprachigen Raum zu den erfolgreichsten und fleißigsten Schriftstellern. Seine Bücher erscheinen in mehr als dreißig Ländern. Neben Romanen für Erwachsene und Jugendliche schreibt er auch Drehbücher für Film und Fernsehen und führt ein Tagebuch auf seiner Homepage www.anthonyhorowitz.com über seine literarischen Tätigkeiten. So bietet er seinen Lesern immer wieder interessante Einblicke in das Leben eines Schriftstellers. Anthony Horowitz lebt mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen in London.
2003 wurde Anthony Horowitz der renommierte Red House Children’s Book Award verliehen.
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Loewe: Herr Horowitz, Sie waren erst kürzlich zur Recherche in Peru - wie sind Sie auf diesen mehr als außergewöhnlichen Ort gekommen?
Horowitz: Vor einigen Jahren habe ich von diesen Nazca-Linien gehört - wilde, aber sehr malerische Figuren und Formationen. Und das mitten in der Wüste Perus. Das hat mich gleich fasziniert, zumal die Herkunft und die Bedeutung noch heute weitestgehend ungeklärt ist: Wer hat sie kreiert? Wie und vor allem warum? Diese Fragen haben mich so lange beschäftigt, dass ich unbedingt ein Buch darüber schreiben wollte.
Loewe: Welche Rolle spielt bei Ihnen das Böse? Ist es für Sie eine Person, eine Institution oder etwas, das in jedem Menschen angelegt ist und jederzeit hervortreten kann?
Horowitz: Ich persönlich glaube, dass die Welt schon immer in Gut und Böse aufgeteilt war - beide Eigenschaften sind in der Menschheit vertreten. Was mir allerdings Sorgen bereitet, ist, dass dieses Gleichgewicht in den letzten Jahren verloren gegangen ist: Der Irak-Krieg spielt dabei eine große Rolle. Wenn ich heute in die Zeitungen schaue, dann frage ich mich manchmal, ob das Böse nicht die Oberhand gewonnen hat - und so habe ich dem eine Form, eine Gestalt geben wollen: "Die Alten".
Loewe: Zur Zeit arbeiten Sie am dritten Band der "fünf Tore". Können Sie schon einen Ausblick geben, wohin es Matt verschlagen und was er erleben wird?
Horowitz: Den dritten Band habe ich gerade fertiggestellt - und auch wenn es vielleicht riskant ist, zu sagen, aber ich denke, es ist das beste Buch, das ich jemals geschrieben habe: düsterer und vielschichtiger als alles andere bevor. Die Geschichte spielt in den USA und handelt von zwei Zwillingen - Indianern - die die Fähigkeit besitzen, die Gedanken anderer zu lesen. Aufgrund dieser Fähigkeiten geraten die zwei in die düsteren Machenschaften eines Großunternehmens. Matt und Pedro, die beiden Helden der ersten beiden Bände tauchen ebenso auf wie der fünfte Torwächter, der eine Torwächterin ist und Scarlet heißt.
Loewe: Nicht zuletzt wegen Ihrer wirklich unnachahmlichen Fähigkeit das Grauen in jeder Zeile Ihrer Romane mitschwingen zu lassen, werde Sie gerne als Stephen für Kinder bezeichnet. Ist diese Bezeichnung für Sie ein Fluch oder ein Segen?
Horowitz: Ich bewundere Stephen King zutiefst, so dass ich sehr glücklich bin, mit ihm verglichen zu werden.
Loewe: Gibt es literarische Vorbilder an denen Sie sich orientieren oder in Ihrer schriftstellerischen Anfangszeit orientiert haben?
Horowitz: Als Kind habe ich die Abenteuer von Tintin verschlungen. Ich mochte die exotischen Reisen, die er unternahm, sehr - und diese Mischung aus Abenteuergeschichte und Humor hat mir sehr imponiert. Später habe ich dann angefangen, die James Bond Bücher zu lesen. Zu meinen Lieblingsschriftstellern gehören Willard Price, Robert Cormier und H.G. Wells.
Loewe: Im Forum Ihrer Homepage (www.anthonyhorowitz.com) führen Sie einen sehr engen Dialog mit Ihren LeserInnen. Wie wichtig ist Ihnen die direkte Interaktion mit den Lesern?
Horowitz: Nicht nur auf meiner Homepage: Ich mag den direkten Kontakt zu meinen Lesern und gehe gerne in die Schulen und Buchhandlungen. Durch sie bekomme ich oft die besten Ideen für meine Bücher. Und je älter ich werde, desto wichtiger ist es für mich in Kontakt mit meinen jungen Lesern zu bleiben. Gleichzeitig wird es aber immer schwieriger über den Reisen, meinen Lesungen auch noch Zeit fürs Schreiben zu finden.
Loewe: Im Frühjahr 2007 werden Sie für einige Termine nach Deutschland kommen. Und nach dem sehr erfolgreichen Start von "Todeskreis" und "Teufelsstern" können wir mit ausverkauften Lesungen rechnen. Was erwarten Sie vom deutschen Publikum?
Horowitz: Ich muss gestehen, dass ich kaum noch ein Wort Deutsch kann - ich werde wohl noch ein paar Vokabeln lernen müssen. Normalerweise lese ich auf solchen Veranstaltungen nicht aus meinen Büchern; ich mag es lieber, wenn ich mich mit meinen Lesern unterhalten kann, sie mir Fragen stellen und ich ihnen etwas aus meinem Schreiballtag erzählen kann. Das macht mehr Spaß und ist etwas weniger streng als herkömmliche Lesungen. Ich freue mich sehr darauf, dies nach langer Zeit wieder in Deutschland machen zu können.
(c) 2006 Loewe Verlag Gmbh, Bindlach