© P. McGinley
Patrick McGinley
Autor*in
Patrick McGinleys Leben lässt sich in die Zeit davor und danach einteilen. Vor dem schrecklichen Fund, der sein weiteres Leben bestimmen sollte, studierte er Film in New York und arbeitete danach in München als Autor und Regisseur. Doch seit dem Zeitpunkt, als er im Keller der alten Villa geheimnisvolle Manuskripte fand, ist nichts mehr wie vorher. Er meidet das Tageslicht und arbeitet sich wie ein Besessener Blatt für Blatt durch den schrecklichen Nachlass des Horror-Schriftstellers Marc Glick-Pitney. Und er hat noch viele Seiten vor sich ...
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Herr McGinley, Sie arbeiten als Cutter in einer Münchner Filmproduktionsfirma und haben bisher auch einige Drehbücher verfasst. „Das Bootshaus“ ist Ihr erster Roman – warum wurde daraus kein Drehbuch?
Wenn ich diese Geschichte als Drehbuch geschrieben hätte, wäre mit großer Wahrscheinlichkeit nie ein Film daraus geworden. In Deutschland beschränken sich die Genres in Film und Fernsehen fast ausschließlich auf Krimis, Comedy und Romanzen im Pilcher-Stil. Für etwas anderes ist kein Geld da, bzw. es geht keiner das Risiko ein, einen teuren Film aus einem anderen Genre zu produzieren, der nicht auf irgendeiner erfolgreichen Vorlage basiert, wie z.B. „Krabat“ oder „Das Parfüm“. Bei einem Roman gibt es diese Beschränkungen nicht.
Wie unterscheidet sich das Schreiben von Drehbüchern von dem von Romanen?
Die größere Freiheit. Sagen wir, mir schwebt eine Geschichte vor, die auf dem Mars spielt, mit Dutzenden von Raumschiffen, Aliens und allem was dazu gehört. Wenn ich das als Drehbuch schreibe, brauche ich gar nicht erst anzufangen. Die Chancen, das irgendjemand diese Geschichte produziert sind gleich null, da das alles viel Geld kostet. Wenn ich aber einen Roman schreibe, spielt es keine Rolle, ob das Buch auf einem fremden Planeten oder in einem einzigen Zimmer spielt. Es wirkt sich nicht auf die Druckkosten aus. Ich habe vollkommene Freiheit bei der Auswahl meiner Geschichten und das ist unbezahlbar!
Der Prozess des Schreibens ist auch ein anderer. Ein Drehbuch ist sehr spärlich geschrieben, mit möglichst kurzen Regieanweisungen und Beschreibungen. Es ist nur eine „Zutat“ des Films. Dazu kommen die Bildgestaltung, das Set-Design, die Musik, die Schauspieler, etc. Wenn ich einen Roman schreibe, muss ich alle diese Dinge mit Worten schaffen. Außerdem arbeiten an einem Film Hunderte von Menschen, die alle etwas zu der Geschichte beitragen. Einen Roman schreibt man meistens alleine. Es ist eine ganz andere Herausforderung.
Haben Sie literarische Vorbilder?
Das ist eine lange Liste! Angefangen hat alles mit Michael Endes Unendlicher Geschichte, die ich als Kind rauf und runter gelesen habe. Gleichzeitig habe ich auch den Film sehr geliebt. Als ich 1984 aus dem Kino kam wusste ich genau: Das will ich auch mal machen!
Hier, völlig ungeordnet, ein paar Bücher und Autoren, die ich gerne gelesen habe: Sir Arthur Conan Doyle, Douglas Adams, Haruki Murakami, Philip K. Dick, Isaac Asimov, Flann O’Brian - The Third Policeman, Astrid Lindgren, H.P. Lovecraft, Zadie Smith - White Teeth, William Styron - Sophie’s Choice, James Clavell - Shogun, Margret Atwood, Jorge Luis Borges, Hans Christian Andersen, J.R.R. Tolkien, William Boyd, Stephen King, J.K. Rowling, William Gibson - Neuromancer, Nick Hornby. Und viele, viele andere...
Gleich zu Begin des Romans lassen Sie Ihre Protagonistin über Horror-Literatur sprechen: Was macht für Sie die Faszination guter Horrorfilme, -literatur etc. aus?
Es geht beim Horror immer um Extremsituationen, und wie die Figuren diesen begegnen. Je mehr wir uns in diese Figur hineinversetzen können bzw. wollen, desto größere Wirkung hat die Geschichte auf uns. Dabei geht es nicht darum größtmöglichen Ekel zu erzeugen oder sich besonders blutige und brutale Szenen auszudenken. Einer der besten Horrorthriller der je geschrieben wurde, Rosemary’s Baby, von Ira Levin, kongenial verfilmt von Roman Polanski, enthält so gut wie gar keine Gewaltszenen. Der Horror spielt sich komplett im Kopf des Leser bzw. des Zuschauers ab.
Die Idylle eines Sommerurlaubs und die Katastrophe, die in die Idylle hereinbricht: Das sind die beiden Pole, zwischen denen Ihr Roman und auch Ihre Protagonistin changiert. Kann es das eine ohne das andere geben – oder bedingen sich Glück und Leid gegenseitig?
Glück gibt es nur in kleinen Portionen. Ich finde, die Kunst glücklich zu sein besteht darin, die Momente des Glücks zu erkennen und zu genießen. Die Momente des Leids kommen von ganz alleine. Deshalb hoffe ich, dass Alma die ersten paar Tage ihres Urlaubs genossen hat, denn danach habe ich ihr die Ferien ganz schön versaut.
Die obligatorische Insel-Frage zum Schluss: Was sind Ihre drei Bücher, Filme und CDs, die Sie jetzt mitnehmen würden, müssten Sie morgen für immer auf eine einsame Insel?
Bücher: Die unendliche Geschichte, Herr der Ringe und Die Harry Potter Gesamtausgabe, weil sie lang sind, und man sofort wieder anfangen will, wenn man sie fertig gelesen hat.
Filme: Mulholland Drive von David Lynch, After Hours von Martin Scorsese und Lost – die komplette Serie, für Tipps wie man mit den Eisbären fertig wird.
CDs: Queen – A Night at the Opera, Queen – Greatest Hits , Queen – Greatest Hits 2