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Christine Schulz-Reiss
Autor*in
Christine Schulz-Reiss ist freiberufliche Journalistin. Nach dem Studium der Germanistik, Geschichte, Politik und Kommunikationswissenschaften arbeitete sie als politische Redakteurin und Reporterin. Inzwischen schreibt sie erfolgreich Sachbücher für Kinder und Jugendliche. Bei Loewe sind von ihr unter anderem Nachgefragt: Politik, Nachgefragt: Menschenrechte und Demokratie sowie Nachgefragt: Flucht und Integration erschienen. Die Autorin lebt in der Nähe von München.
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1. Wie sind Sie zum Schreiben gekommen?
Schreiben war immer schon mein Beruf. Ich bin Journalistin. Allerdings hab' ich das früher ausschließlich für Zeitungen und Zeitschriften getan. Meinen ersten Artikel habe ich mit 17 für ein Lokalblatt geschrieben und danach auch während des Studiums als freie Mitarbeiterin weiter gemacht, bis ich dann mit 23 Jahren eine Ausbildung zur Tageszeitungsredakteurin begann.
2. Gibt es so etwas wie einen Arbeitsalltag? Und wenn ja, wie sieht er aus?
Auch Bücherschreiben ist Arbeit - und deshalb gibt es wie in jedem Beruf einen richtigen Arbeitsalltag. Ohne eiserne Disziplin geht man da, wie überall, baden… Für mich heißt das: Früh aufstehen, Tageszeitung lesen und danach, so um sieben, halb acht, ab an den Schreibtisch! Entweder steht dann Recherche an. Sachbücher erfordern da ja einen hohen Aufwand. Schließlich sind hier neben der Fantasie vor allem Fakten gefragt. Oder ich fang, wenn die Recherche schon steht, gleich mit dem Schreiben an. Nur abends wird, außer vielleicht Lesen, nichts mehr getan! Allerdings begleiten mich die Gedanken über meine Themen schon auch jenseits des "eigentlichen" Arbeitsalltags. Die besten Ideen, wie ich ein Thema an- und verpacken könnte, kommen manchmal in den unmöglichsten Situationen…
3. Woher nehmen Sie ihre Ideen?
Die Ideen kommen aus dem ganz normalen Leben: Jeder Tag steckt voller Anregungen, jede Zeitung, Begegnung, was meine Tochter aus der Schule mit nach Hause bringt... Überhaupt haben mich deren Neugier und Fragen schon sehr oft auf Themen aufmerksam gemacht, die sich in einem Buch umsetzen lassen.
4. Welches Thema favorisieren Sie? Und warum?
Mich interessieren vor allem Menschen, wie sie leben, was sie tun, wie sie ihr Zusammenleben organisieren, warum sie tun, was sie tun, wie wer was warum so und der nächste wieder anders macht, was uns unterscheidet und was wir gemeinsam haben.
5. Welches Buch würden Sie gerne schreiben?
Immer das, an dem ich gerade sitze. Ansonsten gibt es tausend Ideen und keinen festen Plan….
6. Was fasziniert Sie an Kinder- und Jugendliteratur? Was, glauben Sie, ist besonders beim Schreiben für Kinder und Jugendliche?
Es macht mir großen Spaß zu versuchen, mir die Welt mit Kinderaugen anzusehen. Das Verrückte daran ist, dass ich da häufig selbst ein Aha-Erlebnis nach dem Nächsten hab'! Das Schöne ist, dass Kinder alles und jedes völlig ungeniert, arglos und frech hinterfragen. Ein Stück dieser Neugier sollte sich jeder von uns bewahren. Kinderfragen bringen auch uns Erwachsene immer wieder unbefangener und ursächlicher an die Dinge heran. Für Kinder zu Schreiben heißt für mich, Dingen auf den Grund zu gehen, bis ich alle Fragen dazu beantworten kann. Schließlich kann ich einem Kind guten Wissens eine Sache erst dann erklären und verständlich machen, wenn ich sie selbst durchschaut und verstanden habe. Ich kann mich nicht mit irgendwelchen Allgemeinsätzen und Fachausdrücken davon mogeln, wie wir Erwachsenen das ja ganz gern ab und an tun. Das ist jedes Mal wieder richtig spannend - und ich lerne ständig selbst dazu. Dann kommt es auch auf die Verpackung eines Themas an. Im Vordergrund steht für mich immer die Frage: Was hat das mit den jungen Leuten zu tun? Wo kann ich sie in ihrem eigenen Alltag abholen, damit sie Lust zum Lesen dieses Buches bekommen? Deshalb suche ich wann immer möglich nach einem Aufhänger, einer Alltagssituation, mit der ich in ein Thema einsteigen kann.
Was das Schreiben anbelangt: Texte für Kinder müssen abwechslungsreich sein. Auch in der Sprache. Sobald ein junger Leser anfängt, sich zu langweilen, legt er das Buch sofort weg. Mit Recht! Deshalb fühle ich mich bei jedem Buch auch sprachlich herausgefordert.