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Thomas Thiemeyer
Autor*in
Thomas Thiemeyer studierte Kunst und Geologie in Köln und machte sich zunächst als Illustrator einen Namen. Als freier Künstler illustriert er Spiele, Jugendbücher, Buchumschläge und vieles mehr. Seine Arbeiten wurden mehrfach mit dem Kurd-Laßwitz-Preis und dem Deutschen Phantastik Preis ausgezeichnet.
In den vergangenen Jahren wendete er sich mehr und mehr dem Schreiben zu. 2004 erschien sein Debütroman "Medusa", ein spannender Wissenschaftsthriller für Erwachsene. Sein erstes Jugendbuch „Die Stadt der Regenfresser“ verfasste er 2009 für den Loewe Verlag. Viele seiner Romane wurden zu Bestsellern und in zahlreiche Sprachen übersetzt: Italienisch, Spanisch, Niederländisch, Tschechisch, Polnisch, Russisch, Koreanisch, Slowenisch, Türkisch, Portugiesisch und Chinesisch.
Die Geschichten Thomas Thiemeyers stehen in der Tradition klassischer Abenteuerromane. Oft handeln sie von der Entdeckung versunkener Kulturen und der Bedrohung durch mysteriöse Mächte.
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1. Alexander von Humboldt ist eine wichtige historische Persönlichkeit. Gibt es Personen aus der Vergangenheit oder Gegenwart, die für Sie ein Vorbild sind oder die Sie bewundern?
Unzählige! Und zwar in allen Bereichen der Kunst, Forschung und Wissenschaft.
Ich bewundere jeden, dem es gelingt, das Fenster zum Unbekannten ein klein wenig aufzustoßen und uns zu erklären, woher wir kommen und wohin wir gehen.
Gleichzeitig bewundere ich jeden, dem es gelingt, das Geheimnisvolle und Unbekannte in unserer Welt zu fördern und unsere Neugier am Leben zu erhalten.
2. Was macht Humboldt so reizvoll? Was kann uns seine Art Wissenschaft zu betreiben, heute geben?
Humboldt war eines der letzten wirklichen Universalgenies. Er betrieb Forschungen in den Bereichen der Physik, Chemie, Geologie, Mineralogie, Vulkanologie, der Botanik, Zoologie, Klimatologie, Ozeanographie und Astronomie. Da er in Kontakt mit ungezählten internationalen Spezialisten stand, schuf er ein riesiges wissenschaftliches Netzwerk. Dieses fachübergreifende Denken und Forschen ist etwas, das in unserer Zeit fehlt. Heute sind die Universitäten voll von Wissenschaftlern, die so hochspezialisiert arbeiten, dass sie kaum etwas von dem mitbekommen, was zwei Türen weiter erforscht wird.
3. Wie kann man sich Ihren Arbeitstag als Autor vorstellen? Arbeiten und schreiben Sie zu festgelegten Zeiten?
So langweilig es klingt, ja! Ich kann am Besten schreiben, wenn ich von nichts und niemandem abgelenkt werde. Daher sind feste Zeiten, gewohnte Umgebungen und Ruhe am allerwichtigsten. Erst dann kann ich so richtig in die Geschichte abtauchen.
4. Wo holen Sie sich Ihre Inspiration für die fiktiven Welten in Ihren Geschichten?
Aus Büchern, Filmen, Zeitschriften oder dem Internet. Ich liebe Dokumentationen im Fernsehen oder auf DVD und sehe mir alles an, solange es meine Zeit erlaubt. Aber Realität alleine reicht oft nicht. Die besten Ergebnisse erziele ich, wenn ich die Realität ein wenig verbiege. Meist beginnt alles mit einer einfachen Frage: Gibt es vielleicht eine unentdeckte Stadt der Inka? Klar, warum nicht? Verlegen wir sie doch in eine senkrechte Felswand und oberhalb der Wolkenschicht, so dass man sie von unten nicht sehen kann. Logisch, dass die Bewohner den bemannten Flug schon längst erfunden haben und ein paar Kilometer weiter ihre Götter und Flugmaschinen in den Wüstensand bei Nazca eingraviert haben. Schwupps, schon hat man eine tolle Geschichte.
5. Die lebendige Beschreibung von realen und fiktiven Schauplätzen ist auffallend. Inwieweit kommt Ihnen hier die Erfahrung als Illustrator zugute?
Es hilft natürlich dabei, sich die Szenen, Bauten und Landschaften plastisch vorzustellen. Räumlichkeit und Glaubwürdigkeit sind dabei entscheidend. Als Weltenschöpfer kann man sich ja vieles ausdenken, die Kunst ist aber, es so zu schildern, dass Leser oder Betrachter es einem abnehmen. Wenn ich ein konkretes Bild vor Augen habe, kann ich viel leichter entscheiden, ob etwas tatsächlich so stattfinden könnte, oder ob es absurd und unglaubwürdig ist. Vor meinem geistigen Auge muss ein Film ablaufen. Tut er das nicht, ist die Szene vielleicht nicht eindrücklich genug und ich muss nachbessern.
6. Ist es schwieriger für Erwachsene oder für Jugendliche zu schreiben?
Beides ist auf seine Art herausfordernd. Im Erwachsenenbuch ist der Spielraum für fantastische Elemente enger gesteckt. Ich muss stärker auf wissenschaftliche Glaubwürdigkeit achten, weshalb sich auch die Recherche aufwändiger gestaltet.
Im Jugendbuch hingegen steht die Handlung im Vordergrund. Der Spannungsbogen ist stärker gespannt und man darf sich als Autor keine Durchhänger leisten. Jugendliche sind kritische Leser. Wenn sie sich langweilen, legen sie das Buch zur Seite.
Doch das sind nur minimale Unterschiede. Im Großen und Ganzen schreibe ich für beide Zielgruppen gleich.
7. Welcher der Charaktere aus „Die Stadt der Regenfresser“ ist Ihnen am sympathischsten und was ist der Grund dafür?
Natürlich Oskar. Er ist mein Auge und mein Ohr. Durch ihn betrachte ich die Welt des ausklingenden neunzehnten Jahrhunderts mit neugierigem und offenen Blick. Oskar hat ja außer Berlin noch nichts gesehen und plötzlich sieht er sich mit fremden Kulturen, seltsamen Monstern und teuflischen Erfindungen konfrontiert.
Oskars Staunen ist für mich der Treibstoff einer guten Geschichte.
8. Die Illustration in der Mitte des Buchcovers stammt von Ihnen. Warum haben Sie sich für dieses Motiv entschieden?
Wer sich den Umschlag genau anschaut, wird feststellen, dass das Motiv aus unglaublich vielen Einzelteilen zusammengesetzt ist. Da gibt es Zahnräder, Metallringe, Kreise mit seltsamen Symbolen und Stoffbanner. Eine fabelhafte Reihengestaltung von Dirk Steinhöfel und Christian Keller. Das Ganze hätte allerdings leicht technisch, kühl und distanziert werden können, und so habe ich vorgeschlagen, als zentrales Element ein gefühlsbetontes Motiv zu wählen. Am besten den Hauptdarsteller, wie er neugierig aus dem Buch herausblickt. Ich habe mich dann entschieden, ihn in einer altmeisterlichen Öltechnik zu malen, die dem Charakter des Buches und der Zeit entspricht.
9. Für Ihre Romane müssen Sie viel recherchieren und bereisen die ganze Welt. Gibt es ein Land, das Sie noch nicht besucht haben und Sie noch besonders reizt?
Eine Menge! Ganz oben auf meiner Liste stehen Australien und Neuseeland, aber auch Südamerika (Chile!) und der hohe Norden. Alles Orte, die ich gerne in Zukunft bereisen möchte. Bis es soweit ist, schicke ich Oskar und Humboldt dorthin. Die sollen mal die Lage erkunden und mir erzählen, wie es war.